Ein Beobachtungsabend auf der Schwäbischen Alb

Am Freitag (19.09.2025) hat sich eine Gruppe Unverzagter – ausgerüstet mit diversen optischen Gerätschaften – auf den Weg zum Segelfluggelände Münsingen-Eisberg gemacht, Dank an Jürgen Baumgart, dass er das wieder ermöglicht hat! Neben ein paar kleineren und mittleren Instrumenten ist dieses Mal auch unser 30″ Dobson mitgekommen.

Die Wettervorhersagen waren zum Teil sehr unterschiedlich, im ungünstigsten Fall war nur die erste Nachthälfte für Beobachtung nutzbar, bevor eine Wolkenfront von Südwesten hereinziehen würde.

Das Gelände liegt ziemlich genau im Westen von Münsingen, das Streulicht der Stadt wird aber recht effektiv durch eine Kuppe mit Baumbewuchs abgeschirmt, der Blick insbesondere Richtung Süden ist sehr gut mit praktisch keinen störenden Lichtquellen.
Die Infrastruktur ist prima: Befestigte Straße, also auch für Autos mit Anhänger kein Problem, im Vereinsheim gibt es Aufenthaltsräume, Küche, Toiletten … Luxus pur! Wir waren gegen 19:00 Uhr dort, der Flugbetrieb war noch im Gange, die letzten zwei Maschinen wurden in Kürze zurück erwartet.

ASW 28 Modell

Neben uns Amateurastronomen hat noch eine kleine Gruppe auf die Rückkehr der Propellermaschinen gewartet … die hatten ein RC Modell mit 7m Spannweite und 18kg Gewicht (wie das Original mit einer „Heimkehrhilfe“ ausgestattet, einem im Rumpf versenkbaren Motor mit Klapp-Propeller) dabei, das noch ein paar Runden drehen sollte – nicht nur am Boden beeindruckend!

Erich war schon da, und hatte seinen Refraktor im nordwestlichen Teil des Geländes aufgebaut, daneben hat Raymond seinen 12″ Dobson hingestellt. Er hatte zudem noch seine Photoausrüstung dabei, um „nebenher“ ein paar Widefield Aufnahmen zu machen.

Der 30″ Zoll Dobson hat das Ensemble vervollständigt, wenn 3, 4 Leute da gemeinsam anpacken ist das Trumm flott hingestellt.

Ein gemeinsamer Bekannter von Jürgen und mir, Uwe Reimann, war zusammen mit seiner Frau auch am Platz, und er hatte noch Bekannte eingeladen vorbeizusachauen – mit Uli Körner und Dieter Jonda, die etwas später eingetrudelt sind waren dann insgesamt ein Dutzend Astronomiebegeisterte anwesend.

Kurz nach der nautischen Dämmerung um 20:35 Uhr konnten wir dann auch mt dem Beobachten beginnen. Unter den Objekten die wir beobachtet haben, waren (nicht chronologisch sortiert) Lagunennebel, Trifidnebel. Omeganebel, später M13 und M31, M33, Cirrusnebel, Hantelnebel, Mirachs Geist im 30er, Saturn im Refraktor von Erich mit dem Bino, Hantelnebel und Helixnebel bei Raymond im 12 Zöller.

Die Luft war sehr ruhig, das war beispielsweise beim Anblick von Saturn im Refraktor deutlich zu sehen, der dastand wie eine Eins und sich nicht bewegt hat, toll mit dem noch fast in Kantenlage befindlichen Ringsystem, ein Mond (Titan, nehme ich an) war im Bild unten nahe der Ringkante zu erkennen.

Mir hat der Cirrusnebel im 30er auch sehr gut gefallen, bei mittlerer Vergrößerung konnte die Filamentstruktur wunderbar sehen und mehrere Bildfelder entlang „spazierengucken“.

Der Helixnebel im 12er von Raymond war schwach – ich hätte den vermutlich gar nicht gefunden – aber hat auch Strukturen gezeigt, der Hantelnebel war, insbesondere mit Filter, wunderbar zu sehen.

Eine interessante Leuchterscheinung hat uns alle gegen 22:00 Uhr in Erstaunen versetzt – ein sehr plötzlich aufleuchtendes Band aus Lichtpunkten, das extrem dicht aufgereiht hintereinander mit großer Geschwindigkeit von West nach Nordwest vielleicht 40 Grad über dem Horizont geflogen ist.
Ende August hatte ein leuchtendes Objekt am Nachthimmel schon einmal für Aufgregung gesorgt, damals war das Ablassen von Treibstoff aus der Oberstufe einer chinesischen Rakete ziemlich sicher die Ursache.
Dieses Mal sind eher frisch ausgesetzte Starlink Satelliten die Ursache, Uhrzeit und die Flugrichtung passen zu einem Start einer Falcon 9 Rakete gegen 18:22 Uhr.

Die Bedingungen waren leider insgesamt nicht sehr gut. Wie bereits oben erwähnt war die Luft sehr ruhig, aber es war extrem viel Feuchtigkeit vorhanden.
Die Teleskope war bald von einem Wasserfilm bedeckt, die Frontlinse von Erichs Refraktor beschlug leider schnell, und auch der Fangspiegel von Raymonds Dobson ist noch weit vor Mitternacht zugetaut.

Konstellation Cygnus (Aufnahme von Raymond Gress)

Ärgerlich war das auch für Raymond. Nachdem es eigentlich schon zu viel Zeit in Anspruch genommen hatte die Photoausrüstung aufzubauen, sauber einzunorden und zu fokussieren, zogen erst ein paar Wölkchen über den Himmel, die einige Aufnahmen unbrauchbar machten, und schon kurze Zeit später begann sich Tau auf der Frontlinse des Objektivs zu bilden … am Ende sind leider nicht mal 7 Minuten Gesamtbelichtungszeit herausgekommen, statt der erhofften Stunden.

Die eher pessimistischen Wettervorhersagen waren – leider – korrekt, gegen Mitternacht zog die erste Wolkenfront herein und hat große Teile des Himmels bedeckt, was uns dazu bewogen hat mit dem Abbau der Geräte zu beginnen. Unsere Besucher hatten sich zu dem Zeitpunkt bereits auf den Heimweg gemacht – soweit ich das beurteilen konnte hat ihnen die unverhofft gebotene Sternführung Spaß gemacht.

Die Heimfahrt verlief ohne Probleme, da es noch nicht so früh war hielt sich die Müdigkeit auch in Grenzen. In Backnang habe ich Gerd beim Verstauen des Anhängers in der Garage geholfen, dann war der Ausflug auch für mich beendet.

Trotz der mäßigen Bedingungen war das eine gelungene Aktion, ich hoffe es bietet sich bald mal wieder eine Gelegenheit dazu!