Der Wetterbericht für Sonntag Abend sah recht gut aus, also beschlossen Mike und ich unser Glück zu versuchen – Mike rein visuell mit seinem Großfernglas, ich wollte ein paar Photos machen und habe den 115er APO samt Montierung aufs Feld geschleppt. Mike hatte noch ein paar Bekannte informiert, die sich zu uns gesellt haben.
Die Finsternis war zum Zeitpunkt des Mondaufgangs bei uns schon fast zur Hälfte vorbei, deshalb beschlossen wir nicht unseren üblichen Beobachtungsplatz in der Nähe von Bürg aufzusuchen – weil da die Horizontsicht Richtung Osten durch Bäume eingeschränkt ist – sondern auf einer Wiese östlich vom Königsbronnhof aufzubauen (für Einheimische: Die Häuseransammlung oberhalb der „Rettichkreuzung“).

Die Sicht nach Osten ist dort sehr gut, und noch während wir am Aufbauen waren sind weitere „Schaulustige“ eingetrudelt, inkl. einiger Photographen.
Mondaufgang war für 19:52 Uhr vorhergesagt, das Maximum der Totalität für 20:12 Uhr, aber der Dunst in Horizontnähe hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur war der Mondaufgang nicht zu sehen, auch zum Zeitpunkt der max. Totalität war vom Erdtrabanten nichts zu sehen … so ein Mist!

Nicht nur bei Wolken und Dunst lagen die Wetterfrösche daneben, auch von den angekündigten knapp 20°C Außentemperatur war nicht viel zu spüren – umso mehr dafür von dem recht starken und kühlen Wind … ohne Sweatshirt (und ggf. dünner Jacke) kein Vergnügen!
Inzwischen war die Zahl der Astronomie-Begeisterten nochmal deutlich angewachsen – es müssen wohl an die 20 Leute unmittelbar um uns herum gewesen sein, darunter auch einige Familien mit Kindern, was uns besonders gefreut hat.
Der Frust darüber, dass so rein gar nichts zu sehen war – außer Dunst – nahm langsam aber sicher zu, aber so gegen 20:30 Uhr meinte ich dann so eine ganz blässlich-rote Scheibe durch die Wolken wahrgenommen zu haben … kurz das Fernglas von Mike ausgerichtet, und: „Hab ihn!“.
Es hat dann noch einige Minuten gedauert, bis der Dunst sich soweit verzogen hatte dass der Mond auch ohne optische Hilfsmittel gut zu sehen war.

Wirkjlich gut sind die Bedingungen nicht gewesen, aber ringsrum war die Begeisterung spürbar, dass sich der Weg gelohnt hat.
Die Photographen haben die verbleibenden knapp 30 Minuten bis zum 3. Kontakt fleissig genutzt, einige der Besucher haben auch bei Mike durchs Fernglas geschaut, und so ist die Zeit recht schnell vergangen bis zum Ende der totalen Phase um 20:53 Uhr.

Zu dem Zeitpunkt war dann insbesondere bei den Kindern die Begeisterung über das Ereignis merklich abgeflaut, und nach deutlichen Äußerungen in Richtung der Erziehungsberechtigten – „Papa, mir ist langweilig“ – nahm die Zahl der Anwesenden rapide ab. Auch Mikes Bekannte haben sich verabschiedet und den Heimweg angetreten.
Wir haben noch kurz beratschlagt, ob wir – wie ursprünglich geplant – bis zum 4. Kontakt bleiben und im Anschluss noch Saturn beobachten (ich hatte extra den Bino-Ansatz für mein Teleskop eingepackt, und Mike hatte seinen Okularkoffer dabei). Aber die Sicht war nach wie vor nicht gut – der Mond hatte einen ausgeprägten Hof entwickelt, nie ein gutes Zeichen – und so haben wir dann auch die Zelte abgebrochen, ohne das Ende der Totalität abzuwarten.
Trotz der schlechten Bedingungen hat es sich gelohnt, rauszugehen! Dass so viele Leute sich auf der Wiese eingefunden haben hat uns überrascht – und auf dem Parkplatz unten am Kreisverkehr standen sicherlich auch nochmal ein Dutzend – hat aber auch, v.a. durch die Kinder, für eine sehr lockere und angenehme Stimmung gesorgt, was uns echt gefreut hat … die nächste Finsternis kommt bestimmt, vielleicht auch mit besserem Wetter!