Um das schöne Wetter der Wochenmitte zu nutzen haben wir uns kurzfristig mit unseren Teleskopen – Mike mit 18″ F5.2, Micha Müller 18″ F4.5, Steffen 10″ F5, und ich mit 16″ F4.5 – auf dem Feld zwischen Bürg und Stöckenhof zur gemeinsamen Beobachtung getroffen. Dazu gekommen sind etwas später als Gastspechtler Uli Körner, Raymond und Jürgen.
Im untergehenden Orion wurde zuerst M42 mit verschiedenen Vergrößerungen angeschaut, von 60 bis 230 fach um im Trapez nach den Komponenten E und F zu schauen.
Im 16″ Dob war es bereits bei 130x möglich. Trapez Komponente E war stabil zu sehen und F blitzte in ruhigen Momenten auf. Das Zentrum des Nebels war grünlich und schön in der Tiefe gestaffelt zu sehen, die Ausläufer in gebogenen Schwingen in einem dunklen rotbraun. Das 14mm ES 100° Okular ist bei diesem Objekt mein Favorit am 16″.
Jupiter zappelte zu Beginn des Abends noch etwas unruhig bei 180 fach im Binoansatz des 16 Zöllers. Erst gegen 22 Uhr war dann auch in ruhigen Momenten mehr Detail in den Wolkenbändern und der GRF auszumachen, der aktuell immer mickriger wird.
Vor Jahren war der GRF doppelt so groß im Durchmesser und mit kräftigerem Lachsrot viel auffälliger im NEB sichtbar.
Mars zeigte bei derselben Vergrößerung die südliche Polkappe, die im Vergleich zum Winter stark abgenommen hat und Syrtis Major konnte als dunkle Struktur auf dem Planeten gesehen werden. Mars ist etwas kleiner im scheinbaren Durchmesser geworden und nicht mehr zu 100% von der Sonne beleuchtet. Die Marsopposition geht langsam zu Ende.
Das Objekt welches am Meisten in den grösseren Geräten beobachtet wurde, war der hoch am Himmel stehende Eskimonebel (NGC 2392) in den Zwillingen. Micha wollte endlich mit seinem 18″ Dob das dreieckige Gesicht des Eskimos sehen. Es haben mehrere anwesende Beobachter nach ausführlicher Sichtung an verschiedenen Teleskopen Ihre gesehenen Details von diesem Planetarischen Nebel beschreiben.
Bei gut 300x = 6mm Ethos in Michas 18″F4.5 wurde die äußere Schale (=Fell Kapuze) und eine innere etwas hellere Nebelblase gesehen in deren Zentrum der Zentralstern hervorblitzt.
Die Gestalt der inneren Blase (das Eskimo Gesicht) wurde von jedem Beobachter etwas anders wahrgenommen, von rundlich, oval, wappenförmig bis zu dreieckig.
Es ist sehr interessant wie individuell die Wahrnehmung jedes Beobachters am Teleskop ist.
M51 war zuerst etwas enttäuschend, es waren nur 2 Galaxienkerne zu sehen, erst gegen später bei höherem Stand des Objekts am Himmel konnten die Spiralarme in Mikes 18″ gesehen werden. Mike und Micha nahmen M81 und M82 im grossen Bären ins Visier. Wir haben bei gut 300x in die Mitte von M82 geschaut und schöne dunkle Strukturen des explodierenden Zentrums dieser Galaxie gesehen.
Wir haben dann im Löwen nach Galaxien gespechtelt.
Mein bestes Erlebnis war die Sichtung der beidseitigen Haken am Balken der Galaxie NGC 2903 im Kopf des Löwen.

Bei 130x waren diese mit indirektem Sehen wahrnehmbar, was Ray bestätigte.
Weiter südlich wurde, eine einfache Übung, das Leo Triplett angeschaut. Das 30mm Leitz Astroplan Okular des 16″ zeigt alle 3 Galaxien im Gesichtsfeld. Bei etwas höherer Vergrösserung = 130 fach zeigt die untere schwächere Galaxie des Trios mittig einen dunklen durchgehenden Staubstreifen.
Ich habe den 16″ Dob um 22 Uhr zwischen Denebola und Vindemiatrix ins Zentrum der Virgohaufens geschoben, allerdings schien an dieser Stelle die Transparenz deutlich schlechter zu sein, die Galaxien von Markarians Kette hoben sich nicht wie erwartet deutlich zum Hintergrund ab.
Unterhalb von 50° schien die Transparenz des Himmels abzunehmen. An Feuchtigkeit kann es nicht gelegen haben. War bereits Saharastaub in der Luft? Das Sternbild Rabe war im Süden nur recht schwach zu erkennen.
Zum Abschluss gab es noch mit dem 16″ einen Ausblick in Richtung Fuhrmann zu den offenen Sternhaufen. Am schönsten ist M37, der den von Jürgen genannten orangefarbenen Stern HD 39183 beinhaltet. Um 23 Uhr haben wir gemütlich abgebaut.
Es war wieder ein richtig netter entspannter Abend auf dem Acker, schade dass nicht mehr Sterngucker dazu kommen konnten.
Ergänzung von Micha:
Gerd hat die Beobachtungsnacht gut wiedergegeben. Ich kann hinzufügen, dass ich mich gefreut habe, endlich mal mit mehreren Backnager Sternguckern zusammen gespechtelt zu haben. Es war mir ein besonderes Anliegen euch „bei der Arbeit“ kennenzulernen.
Zu NGC 2392 (Eskimonebel) hat Gerd fast alles gesagt. Dazu nur noch das Folgende: Ray und ich haben lange diesen Nebel abwechselnd beobachtet. Rays unumstößliche Beobachtungsaussage war, dass er den inneren Ring in dreieckiger bzw. wappenförmiger Form zumindest zeitweise erkennen konnte. Ich hingegen tat mich schwer, die geometrische Form zu erkennen, jedoch habe ich den inneren Ring tatsächlich wahrnehmen können, was in früheren Beobachtungen nicht immer der Fall war. Ich meine sogar, dass der UHC Filter, den wir dann auch noch eingesetzt haben, die Wahrnehmbarkeit des inneren Rings für mich vielleicht sogar noch etwas gesteigert hat. Ich jedenfalls bin zufrieden, dass ich ihn positiv gesehen hatte.
Dann stellte ich noch M 81 und M 82 ein, die ich kurz zuvor durch Mikes Scope gesehen hatte. Bereits bei ihm wie auch bei mir kurzerhand später, habe ich M 81 als knallhellen, ziemlich runden Nebel mit stellarem Kern aber ohne Spiralarme gesehen, M 82 (Zigarren-Galaxie) hingegen war bei 230x und 340x sehr eindrücklich, insbesondere die beiden dunklen Bänder, die die Scheibe in drei Teile aufteilen. Ein schöner Anblick in beiden Teleskopen.
Zwischendrin habe ich M 51 eingestellt, um die Qualität des Himmels zu bestimmen, schaue ich mir doch die Whirlpool-Galaxie in jeder Beobachtungsnacht an: Gesehen habe ich in der Tat die Spiralarme, jedoch nicht in der Deutlichkeit, wie ich sie in guten Nächten in Bühlerzell wahrnehmen kann. Die Referenznacht, in der ich sie als wahrhaft „glühend“ wahrgenommen hatte, war die, als ich mit Gerd das erste Mal vor 2 Jahren in Bühlerzell zusammen gespechtelt hatte. Damals war ihr Anblick überwältigend für mich.
Nun kam noch Mars bei schlechtem Seeing in den Fokus, einmal konnte ich ihn bei Gerd und danach durch mein Teleskop sehen, ohne dass sich hier Unterschiede für mich in der Abbildungsqualität gezeigt hatten. Der Anblick durch beide Teleskope war suboptimal, die Große Syrte konnte ich nur erahnen.
Den von Gerd eingestellten Virgohaufen hätte ich gerne auch noch durch sein Scope gesehen, aber er eilte mir in der Beobachtung der Objekte voraus und ich war noch mit den oben beschriebenen Objekten gut beschäftigt. Die Markariansche Kette hatte ich nämlich ausgiebig am 10.05.2024 beobachtet (einen Tag vor den epischen Polarlichtern in Süddeutschland) und hätte sie sehr gerne diesmal durch ein Vergleichsteleskop gesehen. Nicht so schlimm, sie läuft uns ja nicht weg.
Zum Schluss konnte ich durch Gerds Nachtgrabb noch M 37 bestaunen, einen offenen Sternhaufen mit einem im Vordergrund (?) stehenden, orange farbenen und damit sich von dem Hintergrund weißlich strahlender Haufensterne absetzenden F8-Stern (Danke Gerd für die Recherche dazu!). Sehr eindrücklich dieser Anblick, ich kann mich vielleicht sogar langsam für offene Sternhaufen erwärmen.
Die Fahrt zurück nach Hause dauerte ca. 35 Minuten, letzlich 10 Minuten weniger als ich zu meinem Beobachtungsplatz in Bühlerzell benötige. Einen für mich unvergesslichen Abend mit euch habe ich erfolgreich hinter mich gebracht, gerne sollte das in Zukunft öfters passieren.
Ergänzung von Steffen:
Den Doppelsternhaufen im Perseus – NGC 869 und NGC 884 – haben Raymond und ich im 10er eingestellt, und trotz der schon relativ niedrigen Position im Nordwesten waren deutlich Sterne unterschiedlicher Klassen anhand der Farben identifizierbar.
NGC 7789 (Caroline’s Rose Cluster) im Sternbild Cassiopeia hatte Raymond noch eines Besuchs wert erachtet. Im 10″ Dob nur sehr schwach zu sehen aufgrund der starken Himmelsaufhellung durch Backnang war der offene Sternhaufen im 18er von Mike (mit dem 30mm Okular?!) ein sehr schöner Anblick.