Nachdem ich am Samstag noch die Partylaune meiner Gäste favorisierte, hat mich am Sonntagabend der klare Himmel gerufen. Ein Blick auf Meteoblue bestätigte meinen Eindruck und warb mit besten Seeing-Werten. Ich folgte dem Ruf.
So habe ich noch kurz vor dem Abendessen den 14,5er im Garten aufgebaut und meiner Frau beim Essen den all-sonntäglichen 20:15-Krimmi schlecht geredet. Kurz nach der Dämmerung wurde justiert und ein flüchtiger Beobachtungsplan geschmiedet. Ja, die PN… haben es mir im Moment sehr angetan. Vielleicht wegen der Farben, aufblitzenden Zentralsternen und zarten Strukturen, die mich fordern und verweilen lassen.
Der Blick also mit 84° Feld (30er Widescan) bei 70-Facher Vergrößerung durch den Schützen – zum Aufwärmen. Oh, da gibt’s ja auch einen PN etwas oberhalb – juchuhh. Blöderweise liegt NGC 6567 schon im offenen Sternhaufen M24. Dieser Umstand machte ihn dann leider auch zum ersten Objekt im DeepSky Atlas, bei welchem ich mir bis jetzt die Zähne ausgebissen habe. Trotz guter Durchsicht (besser als am Samstag, hier in Lachweiler) fraß die Mainhardter Lichtglocke den Schützen nach und nach auf. So dass ich zunehmend Probleme hatte, my SGR als Ausgangspunkt für den nächsten Starhopping-
Versuch zu finden.
Auf in die Region rund um den Adler. Da, wohin mir die Feiernden am Vorabend nicht folgen wollten. Wie kann man aber auch keine Lust haben, stundenlang auf einer Leiter zu stehen und nach „kleinen grünen Flecken“ zu suchen?! 😉 Nacheinander wurden NGC 6818, 6751, 6572, 6781, 6804, 7009 und 6891 aufgesucht. Die Reihenfolge kann aber auch anders gewesen sein. Weil meiner Einer zu faul war, sich das gesehene zu notieren, kann ich auch nicht mehr sagen, bei Welchen ich was gesehen habe. Die eine oder andere harte Nuss war auf jeden Fall dabei. Nun muss ich den Turn natürlich wieder- bzw. nachholen.
Angestachelt vom wirklich sehr guten Seeing (Meteoblue hatte nicht zu viel versprochen), beschloss ich, mein Zeitlimit um ein PAAR WENIGE Minuten zu überschreiten. Als Schmankerl doch noch einige Standard-Lichter? Na gut, aber wirklich nur PN’s … NGC 6543 (Katzenauge) und NGC 7662 (Blue Snowball) in Zenit-Gegend sollten den Abend abrunden.
Das Katzenauge ist eigentlich immer einen Schwenk wert. Nach einer Weile bekommen die leichten helleren Bereiche um den Zentralstern leichte Strukturen. Mit dem 7mm Pentax (ca. 300-fach) ein Genuß, der die unübersehbaren Fröstel- und Gähnattacken (als sicheres Zeichen einer Übermüdung) vergessen ließ. Den blauen Schneeball hatte ich bis dato recht stiefmütterlich behandelt. Umso mehr sollte ich überrascht sein.
Der helle Ring inmitten des bläulichen Scheibchens war schon beim Aufsuchen zu erahnen. Bei 300-fach ermutigte mich der blaue Schimmer, mein Nagler Zoom 6-3mm (ca.340-, 400-, 510- und 675-fach) zu entstauben und mich damit vertraut zu machen.
Der helle Innenring wurde bei 5mm noch zum Oval, mehr Details waren aber nicht mehr zu entlocken. Dass ein Nachführen bei 510-fach, 50° Feld, Zenitnähe und auf einer Leiter ein Eiertanz sein kann, brauch ich eigentlich nicht zu erwähnen.
Schließlich musste ich mich doch lösen und absteigen. Ohhh! Den Jupiter hatte ich ja ganz
vergessen. Als wirklich letztes Objekt musste ich dieses Ausnahme-Seeing nutzen.
Kauernd auf der Leiterstufe lernte ich schnell, mit dem Zoom umzugehen und Jupiter mit wechselnden Vergrößerungen nicht entkommen zu lassen.
Ganymede (hab ich hinterher recherchiert) warf auch bei 400-fach einen harten Schatten und war deutlich als scharfkantiges Scheibchen zu erkennen. Wenn ich ein paar stille Momente erwischte, rastete mit einem leisen knacken die nächste Vergrößerung ein und die Strukturen der Bänder wurden größer. Es war der Hammer…
Irgendwann hatte ich dann den Eindruck, dass die Luftunruhe zunahm. Bei bequemen
„augengemuschelten“ 65° (7mm Pentax) experimentierte ich noch etwas mit meinen Lüftern herum, als plötzlich in unserem Schlafzimmer das Licht an ging und durch einen Spalt im Rolladen schien. Es erlosch während des Abbauens.
Der Morgen brachte die Rache in Form eines grellen Piepens, gefolgt von der Häme meiner Frau: Halb Drei sei es gewesen.
Die Augenringe und das flaue Gefühl im Magen bestätigten, dass es nicht gut ist, 2 Tage
hintereinander nur 3 Stunden zu Schlafen.
Ich werde aber weiterhin behaupten: ES WAR ES WERT.
Einen erholsamen Schlaf wünscht euch Dennis H.